Hoodie-Bändchen

Ersatzobjekt

Ersatzobjekt

Stiftung:1. Quartal 2020
Inventarnummer:20A06

Hoodie-Bändchen

Ersatzobjekt

»Ich hatte immer nur so Kapuzenpullis getragen in dem Alter. Deren Bänder wurden immer rausgemacht in der Psychiatrie. Dann hatte ich später so einen unglaublich großen Haufen von diesen Bändern. Ich habe die nie wieder reingemacht. Diese Bänder und diese Pullis haben mich eigentlich die ganze Zeit an die Psychiatrie erinnert. Das war in den ersten Jahren schon eine sehr starke Präsenz von Psychiatrie in meinem Alltag.«

Zitat
»Ich hatte immer nur so Kapuzenpullis getragen in dem Alter. Deren Bänder wurden immer rausgemacht in der Psychiatrie. Dann hatte ich später so einen unglaublich großen Haufen von diesen Bändern. Ich habe die nie wieder reingemacht. Diese Bänder und diese Pullis haben mich eigentlich die ganze Zeit an die Psychiatrie erinnert. Das war in den ersten Jahren schon eine sehr starke Präsenz von Psychiatrie in meinem Alltag.«
Ding-Geschichte (»plot«)
Laura verbrachte als Teenager nach einem Suizidversuch viele Monate in der Psychiatrie, teilweise auf der offenen, teilweise auf der geschlossenen Station. Dort sollte sie keinerlei Dinge haben, mit denen sie sich verletzen könnte. Auch Stifte, Broschüren mit Klammer-Heftung und Bänder aus Kapuzenpullovern wurden dazu gezählt. Persönliche Wäsche wurde separat aufbewahrt. Sie verfügte fast über keinerlei Gegenstände mehr. Laura fand dennoch Möglichkeiten, weitere Suizidversuche zu unternehmen, neue Reglementierungen folgten, ein Teufelskreis. Schließlich schaffte es Laura , diesen Teufelskreis zu durchbrechen: sie verließ die Klinik auf eigene Faust. Später holte ein Elternteil ihre Sachen ab. Darunter befanden sich auch die Bänder, die aus den Kapuzenpullovern entfernt worden waren. Laura fädelte sie nicht wieder ein.
Zum Kontext Person
Laura lehnt für sich die Selbstbezeichnungen »verrückt«, »ver-rückt« oder »ver*rückt« ab.
Zum Kontext Forschung
Als Erwachsene ist Laura beruflich erfolgreich. Sie und die Interviewerin waren sich einig: Die Stigmatisierung Psychiatrie-Erfahrener ist so hoch, dass Anonymität unbedingt gewahrt bleiben muss, wenn der vielversprechende Berufsweg nicht gefährdet werden soll.