FORSCHUNG
Welches Wissen über seelische Ausnahmezustände wird anerkannt? Wer gilt bei diesem Thema als Autorität? Dies sind grundlegende Fragen, die dieses Projekt mit angestoßen haben. In unserer Gesellschaft sind das nämlich nicht diejenigen, die extreme seelische Krisen erleben und als »schwer psychisch krank« diagnostiziert werden. Das MAD_Museum Anderer Dinge beruht auf Forschung, die diese Verhältnisse in Frage stellt. Damit schließt sie sich den MAD Studies an, die seit ca. 20 Jahren vor allem im englischsprachigen Raum die Perspektive der Erfahrenen ins Zentrum von Forschung stellen und die gesellschaftliche Funktion und Folgen ihrer Pathologisierung untersuchen.
Mit seinem Fokus auf »Ding-Bedeutungen in Krisen-, Verrücktheits- und Psychiatrie-Erfahrungen« war das zu Grunde liegende Forschungsprojekt Teil eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsverbunds. Im interdiszplinären Austausch erforschten hierbei neben den Mad Studies Teilprojekte aus Ethnografie, Ägyptologie und Medizingeschichte die Rolle von Ding-Bedeutungen bei der Bewältigung von Außergewöhnlichem und Krisen in unterschiedlichen kulturellen und historischen Kontexten. Die Medizinische Hochschule Brandenburg ermöglichte die Durchführung der Forschung ohne Eingriffe in das betroffenenkontrollierte Design.
Das Forschungsprojekt ging von dem Gedanken aus, dass Handlungsmacht von Dingen abhängt, und so etwas wie ›Identität‹ ohne Dinge nicht denk- und machbar ist. Diese Überlegung teilend, wurden Interviewpartner*innen danach gefragt, welche Rolle Dinge in ihren extremen Krisen und ›Verrücktheits‹-Erfahrungen spielten und welche Bedeutungen für sie mit Dingen aus der Psychiatrie verbunden sind. Im Zentrum stand die Frage, wie Dinge daran beteiligt sind, wenn Menschen ihren eigenen Umgang mit extremen Krisen finden.