Fingerring
Ersatzobjekt
»Den ersten Ring hat sie angeguckt und gesagt: Der ist ja von Ihnen. Nein, den will ich nicht. Und dann bin ich nochmal an meinen Schrank gegangen und habe ich ihr einen Ring von meiner Oma geholt. Den hat sie sich aufgesetzt und dann war sie zufrieden.«
- Zitat
- »Den ersten Ring hat sie angeguckt und gesagt: Der ist ja von Ihnen. Nein, den will ich nicht. Und dann bin ich nochmal an meinen Schrank gegangen und habe ich ihr einen Ring von meiner Oma geholt. Den hat sie sich aufgesetzt und dann war sie zufrieden.«
- Ding-Geschichte (»plot«)
- Laura fiel während ihres Aufenthalts im Krankenhaus eine alte Frau auf Station auf, die häufig am Tisch gegenüber vom Schwesternzimmer saß. Es kam Laura so vor, als sei die alte Frau eine Stellvertreterin der eigenen Großmutter, als wäre so sozusagen der Geist der Großmutter in ihr gegenwärtig. Diese war einige Jahre zuvor verstorben. Die alte Frau sah ihr auch ein wenig ähnlich. Laura wollte ihr etwas schenken, und ließ sich deshalb ihren Schmuck in die Klinik mitbringen. Sie bot der alten Frau einen Ring von sich an, den diese aber ablehnte. Einen anderen Ring, den Laura einst von der Großmutter bekommen hatte, nahm die alte Frau an. Für Laura war damit eine Art Ausgleich geschaffen, sie hatte auf diese Weise Frieden mit der alten Frau und mit ihrer Großmutter gewonnen.
- Zum Kontext Person
- Laura hatte ihre Großmutter in einer Pflegeeinrichtung zwei Jahre lang nicht besucht, bis zu deren Tod. Sie hatte deshalb das Gefühl, ihr etwas schuldig geblieben zu sein. Dass die alte Frau den Ring der Großmutter gerne annahm, ist für Laura auch in der Rückschau passend und wirkt wie ein Ausgleich.
- Zum Kontext Forschung
- Eine andere Interviewperson berichtete ebenfalls, in der Klinik einen Ring ihrer Großmutter verschenkt zu haben, sogar den Verlobungsring. Allerdings bereute sie dies später, es war immerhin der Verlobungsring ihrer Großmutter gewesen. Und die Empfängerin schien ihn nur als materiellen Wert zu betrachten.