Violettes Hemd
Ersatzobjekt
»Eine Zwangseinweisung, da wusste ich, es ist ein biographischer Bruch, ein sehr harter Bruch. Mit ganz wackligen Beinen und nicht wissend, ob ich überhaupt wieder arbeitsfähig sein werde, kam ich aus dem Bett raus und erhielt dieses violette Hemd.«
- Zitat
- »Eine Zwangseinweisung, da wusste ich, es ist ein biographischer Bruch, ein sehr harter Bruch. Mit ganz wackligen Beinen und nicht wissend, ob ich überhaupt wieder arbeitsfähig sein werde, kam ich aus dem Bett raus und erhielt dieses violette Hemd.«
- Ding-Geschichte (»plot«)
- Lara war fast nackt zwangseingewiesen worden. Mehrere Tage verbrachte sie im Schlafanzug auf der Geschlossenen. Neben kurzen Augenblicken von Fröhlichkeit und Selbstbehauptung, war sie vor allem verängstigt, verunsichert und innerlich gebrochen. Sie fühlte sich entwürdigt. Der Moment, in dem sie Kleidung erhielt, war für sie deshalb feierlich. Eine Mitarbeiterin zeigte ihr den Kleiderfundus der Station. Sie sagte, was ihr gefielt, und bekam auch genau dieses Hemd. Es anzuziehen war wie ein Signal, dass das Leben weitergeht. Die Farbe, die in christlichen Kirchen Verwandlung symbolisiert und auch zur Osternacht benutzt wird, passte zu ihrer Hoffnung. Lara fühlt sich wohl in dem Hemd. Sie trug es auch, als Pflegeschülerinnen sie etwas später während ihres Psychiatrieaufenthalts zu einer Feier einluden – eine solidarische Geste, wie sie fand.
- Zum Kontext Person
- Lara konnte dieses Hemd nicht mitnehmen bei ihrer Entlassung, aber schaffte sich danach vier oder fünf Hemden in dieser Farbe an.
- Zum Kontext Forschung
- Für das Museum besorgte Lara in einem Online-Portal das abgebildete Hemd, dessen Schnitt dem Original gleicht, und färbte es ein.
- Schlagworte
- kleidung