Scheuerlappen
Ersatzobjekt
»Ich war mir sicher, dass eine gute, warmherzige Ärztin in der Putzfrau versteckt ist. Vielleicht hat die mich sogar mit gerettet, so dass bei mir das Gefühl entstand: Die wollen Dir helfen. Sie ist beim Wischen, immer so schön rituell vorgegangen. Wir haben zugeguckt und einfach gequatscht mit ihr. Und wir haben alle erzählt aus unseren Betten raus. Und das war total gemütlich. Das war unsere Therapie. Die Frau, die hätte das meiste Geld kriegen müssen.«
- Zitat
- »Ich war mir sicher, dass eine gute, warmherzige Ärztin in der Putzfrau versteckt ist. Vielleicht hat die mich sogar mit gerettet, so dass bei mir das Gefühl entstand: Die wollen Dir helfen. Sie ist beim Wischen, immer so schön rituell vorgegangen. Wir haben zugeguckt und einfach gequatscht mit ihr. Und wir haben alle erzählt aus unseren Betten raus. Und das war total gemütlich. Das war unsere Therapie. Die Frau, die hätte das meiste Geld kriegen müssen.«
- Ding-Geschichte (»plot«)
- Kim war monatelang in der Klinik, es gab keine Gespräche, keine Beschäftigungen, keine Möglichkeit, an die frische Luft zu gehen. Ens lag fast den ganzen Tag im Bett, und täglich kam eine Putzfrau. Wenn diese kam, hat sie mit den Patient*innen gesprochen, sinnvolle Fragen gestellt. Kim dachte, sie sei eine Ärztin, vielleicht sogar die Chefärztin, die sich nur als Putzfrau verkleidet.
- Zum Kontext Person
- Noch heute, wenn Kim einen Scheuerlappen benutzt, denkt ens immer gerne an Frau Gold. Kim meint, es gab eine Art Kinderglauben in ens, dass es am Ende doch immer Leute gibt, die mehr zu sagen haben als die Doofen und die am Ende alles wieder gut machen. Dieser ›Kinderglauben‹ half ens, den Psychiatrie-Aufenthalt auszuhalten.