Rollator
authentisches Objekt
»Also, ich kann ohne Rollator gehen und das wäre gesund, ich wäre viel aufrechter. Aber wenn ich mit dem Rollator über die Straßen gehe, dann sind die Autofahrer vorsichtiger, die haben ja Angst um ihre Autos, Kratzer und so. Und man sieht auch, dass ich irgendwas habe, denn ohne den Rollator torkele ich schon einigermaßen. Und dann habe ich schon erlebt an der Bushaltestelle zu hören: ›Mittags um 12 Uhr schon besoffen!‹ Aber am Rollator sehen die: ›Aha, das ist also ernst zu nehmen.‹«
- Zitat
- »Also, ich kann ohne Rollator gehen und das wäre gesund, ich wäre viel aufrechter. Aber wenn ich mit dem Rollator über die Straßen gehe, dann sind die Autofahrer vorsichtiger, die haben ja Angst um ihre Autos, Kratzer und so. Und man sieht auch, dass ich irgendwas habe, denn ohne den Rollator torkele ich schon einigermaßen. Und dann habe ich schon erlebt an der Bushaltestelle zu hören: ›Mittags um 12 Uhr schon besoffen!‹ Aber am Rollator sehen die: ›Aha, das ist also ernst zu nehmen.‹«
- Ding-Geschichte (»plot«)
- Thomas ist seit einem Unfall Rollator-Nutzerin. Er hat eine hohe Zuzahlung an die Krankenkasse geleistet, um ein sehr gutes Modell zu bekommen, den »Jaguar unter den Rollatoren«. Er ist sehr wichtig im Alltag: Er dient als Gehilfe, aber auch Schutz, denn ohne Rollator wird Thomas zuweilen angepöbelt. Der Rollator ist aber auch Packesel, mit dem Thomas Wasserflaschen, Taschen und wenn nötig Gepäck seines an Rückenproblemen leidenden Partners transportiert. Er hat ihn mit bunten Bändern und Aufklebern »verschönert«.
- Zum Kontext Person
- Thomas achtet bei dem Rollator wie bei allen Dingen des Alltags auch aufs Aussehen: »Ich habe hier Strippen angebracht, damit es einfach ein bisschen aufgemotzter wird, dann habe ich auch noch etwas draufgeklebt auf Flächen, die ansonsten sinnlos sind, das macht es schöner, nicht nur für mich, sondern, ich glaube, auch für andere.«
- Zum Kontext Forschung
- Die Interviewerin war erschüttert, als er Thomas bei einem Spaziergang fragte, seit wann diese denn Rollator-Nutzer*in sei und die Antwort erhielt: »Wusstest Du nicht, dass ich aus dem Fenster gesprungen bin?«. Im Zuge des Projekts zu erfahren, mit wieviel Entschlossenheit und Power Thomas seither sein Überleben erringt und sein Leben kreativ gestaltet, lehrte er einen Perspektivwechsel von Mitleid hin großem Respekt.