Schrei

Ersatzobjekt

Ersatzobjekt

Tonhöhe:volles Brustregister mit Anteilen des Kopfregisters
Dauer:8 Sekunden
Lautstärke:mittel
Klangfarbe:Vokal »a«, weich, voll
Material:Schall
Herkunft:Körper
Stiftung:3. Quartal 2019
Inventarnummer:19C12

Schrei

Ersatzobjekt

»…dass es aus meiner Sicht das Schönste war, was ich geäußert habe in meinem Leben, weil es nicht scharf war, weil es versuchte, mit ihm Kontakt aufzunehmen und mich mitzuteilen in meiner Verletztheit, Unsicherheit und meiner Ablehnung dessen, was er da tat. In der Rückschau ist der Schrei für mich auch eine Form, in der ich meine Würde vertreten und bewahrt habe.«

Zitat
»…dass es aus meiner Sicht das Schönste war, was ich geäußert habe in meinem Leben, weil es nicht scharf war, weil es versuchte, mit ihm Kontakt aufzunehmen und mich mitzuteilen in meiner Verletztheit, Unsicherheit und meiner Ablehnung dessen, was er da tat. In der Rückschau ist der Schrei für mich auch eine Form, in der ich meine Würde vertreten und bewahrt habe.«
Ding-Geschichte (»plot«)
Axels Eltern riefen den Hausarzt an, weil der psychische Ausnahmezustand ihres 18jährigen Kindes ihnen unheimlich wurde. Der Arzt kam, Axel saß verunsichert auf dem Sofa in dem Gefühl, Hilfe zu brauchen und zu wollen. Er versuchte zu sprechen, seine Verwirrtheit auszudrücken, aber konnte sich nur schwer artikulieren. Der Arzt öffnete mit spürbarer Härte, und als sei es eine unvermeidliche Selbstverständlichkeit, seinen Koffer, nahm eine Spritze heraus und zog sie auf. Axel protestierte, sagte mehrfach »nein!«, aber versuchte nicht, wegzulaufen. Bevor der Arzt mit der Spritze zustach, schrie Axel einen intensiven, volltönenden Schrei.
Zum Kontext Person
Diese Situation ist für Axel die Hauptverletzung, das Haupttrauma seiner gesamten, später auch Fixierung und Zwangseinweisung umfassenden Psychiatrie-Erfahrung.
Zum Kontext Forschung
Dorothea Buck (1917–2019) prägte den Begriff der »gesprächslosen Psychiatrie«. Axel sieht diese Situation als typisches Beispiel. Axels absolute Ablehnung von Psychopharmaka gründet sich ebenfalls auf dieser Erfahrung.