Schrei
Ersatzobjekt
»…dass es aus meiner Sicht das Schönste war, was ich geäußert habe in meinem Leben, weil es nicht scharf war, weil es versuchte, mit ihm Kontakt aufzunehmen und mich mitzuteilen in meiner Verletztheit, Unsicherheit und meiner Ablehnung dessen, was er da tat. In der Rückschau ist der Schrei für mich auch eine Form, in der ich meine Würde vertreten und bewahrt habe.«
- Zitat
- »…dass es aus meiner Sicht das Schönste war, was ich geäußert habe in meinem Leben, weil es nicht scharf war, weil es versuchte, mit ihm Kontakt aufzunehmen und mich mitzuteilen in meiner Verletztheit, Unsicherheit und meiner Ablehnung dessen, was er da tat. In der Rückschau ist der Schrei für mich auch eine Form, in der ich meine Würde vertreten und bewahrt habe.«
- Ding-Geschichte (»plot«)
- Mikas Eltern riefen den Hausarzt an, weil der psychische Ausnahmezustand ihres 18jährigen Kindes ens unheimlich wurde. Der Arzt kam, Mika saß verunsichert auf dem Sofa in dem Gefühl, Hilfe zu brauchen und zu wollen. Ens versuchte zu sprechen, ens Verwirrtheit auszudrücken, aber konnte sich nur schwer artikulieren. Der Arzt öffnete mit spürbarer Härte, und als sei es eine unvermeidliche Selbstverständlichkeit, seinen Koffer, nahm eine Spritze heraus und zog sie auf. Mika protestierte, sagte mehrfach »nein!«, aber versuchte nicht, wegzulaufen. Bevor der Arzt mit der Spritze zustach, schrie Mika einen intensiven, volltönenden Schrei.
- Zum Kontext Person
- Diese Situation ist für Mika die Hauptverletzung, das Haupttrauma ens gesamten, später auch Fixierung und Zwangseinweisung umfassenden Psychiatrie-Erfahrung.
- Zum Kontext Forschung
- Dorothea Buck (1917–2019) prägte den Begriff der »gesprächslosen Psychiatrie«. Mika sieht diese Situation als typisches Beispiel. Mikas absolute Ablehnung von Psychopharmaka gründet sich ebenfalls auf dieser Erfahrung.